Bericht vom Hamburg Marathon 1999     (Bestzeit 2:50:52)

Am 25.04.1999 fand in Hamburg der 14. Shell Hanse Marathon statt.    Nachfolgend möchte ich einmal davon berichten, wie es mir ergangen ist.


5:45 Uhr  Um wache ich zum ersten mal auf und denke: "Da habe ich ja noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Frühstück" und schlafe wieder ein.

6:15 Uhr  Plötzlich klopft es an der Tür und ich schrecke hoch. Günther (ein Mitläufer) ist fertig zum Frühstücken. Aber ich bin ja heute Morgen schnell (angezogen)!!!

6:25 Uhr  Das Frühstücks-Büfett lädt wieder  zu einer Frühstücks-Orgie ein, aber heute ist ja Zurückhaltung angesagt, denn es ist ja Marathon-Tag. Ich esse nur 2 Brötchen mit Marmelade, eine Kanne Tee und ein Glas Orangensaft (Worauf ich heute verzichte will ich mal lieber nicht aufzählen).

6:40 Uhr  Wir schauen Draußen nach, wie das Wetter ist bzw. wird. Dort treffen sich noch mehrere Läufer und alle sind der Meinung, das Wetter wird wie jedes Jahr in Hamburg. Es ist mit optimalen Laufbedingungen zu rechnen. (aber jedes Jahr hat man Sommer- und Winterklamotten dabei)

6:50 Uhr  Wettkampffertig machen. Das heißt alle Stellen abkleben mit denen man schon mal ärger gehabt hat. Die am Tage vorher vorbereitete Laufbekleidung anziehen. Sitz der Startnummer überprüfen, Wettkampfschuhe anziehen und locker weiter trinken.(Wasser)

7:10 Uhr Abmarsch. Wir bringen unsere Klamotten zum Auto und holen Volkmar (ein Mitläufer) vom Hotel zur Oper ab. (liegt direkt auf dem Weg zur Messe) Viele Läufer gehen jetzt in Richtung Messe auf dem Messegelände herrscht schon ein reges Treiben.

8:00 Uhr Fototermin der ganzen Mannschaft. Immer weiter trinken. (Wasser) Gefühlsmäßig merkt man schon, daß es nun bald los geht. Günther mein Laufkumpel trinkt noch man schnell ein Weizenbier. Alle halten das für Schwachsinn, aber er trinkt es vor jedem Marathon. (Sein Geheimrezept?)

8:10 Uhr Die Gruppe trennt sich. Alle Läufer gehen zur Kleiderbeutelabgabe, gut das ich den Seiteneingang kenne. Hier treffe ich Walter Kaderhardt ein 2:40 Läufer, er will heute nur locker auf 3:00 Stunden laufen. (Hatte Knieprobleme) So, den Trainingsanzug hat man ja schnell ausgezogen, schnell noch mal ein wenig Hirschtalg zwischen die Beine reiben und dann denn Kleiderbeutel abgeben. (Immer weitertrinken Wasser)

8:25 Uhr  Ganz locker zum Start gehen, ab und zu etwas laufen, noch einmal einen Baum aufsuchen. Viele Läufer haben den gleichen Weg. (B1)

8:35 Uhr  Ich halte mich im Startbereich auf und mache noch ein paar Dehnübungen, überprüfe dabei ob alles locker ist und die Laufschuhe richtig geschnürt sind. Mensch habe ich  ein gutes Gefühl, alles hat geklappt in der Vorbereitung, nichts tut weh und ich bin topfit.

8:50 Uhr  Die Spannung steigt, viele Läufer haben sich jetzt am Start eingefunden, es scheint mir das alle gut drauf sind, bei diesen Bedingungen (Temperatur ist optimal, kein Wind, leicht bedeckt)

9:00 Uhr  Start. Nun geht es los, der Startschuss ist erfolgt. Ich wundere mich darüber, wie schnell ich über die Startlinie komme.

9:04 Uhr  Schaue nach  km 1 auf die Uhr 4:12 Min. Super nur etwas zu langsam. Walter ruft mir zu, jetzt müsste ich einen Zahn zulegen. Das interessiert mich gar nicht ich laufe locker weiter.

9:12 Uhr  Wieder schaue ich auf die Uhr. Eigentlich brauche ich gar nicht zu schauen, den neben mir sagt ein Läufer "genau 12 Minuten". Voll im Plan. Ich merke, daß es Super läuft. An der Reeperbahn ist einiges los, etliche Zuschauer stehen an der Straße und feuern uns an. Ein tolles Gefühl wenn man so viel Unterstützung bekommt denke ich. An der Holländischen Reihe geht es leicht hoch .

9:19 Uhr Wir haben gerade die erste Getränke Station passiert, ich liege optimal in der Zeit (30 Sekunden schneller als geplant). Wir durchlaufen gerade die Bernadottenstr.

9:39 Uhr Die ersten 10 km sind rum. Hier sehe ich Peter (Peter Greif) zum ersten mal. Der Daumen seiner Hand zeigt nach oben und er sagt nur "Heute". Kurz hinter mir läuft Kerstin Brüning (LG Seesen) sie ist auch voll im Plan. Sie war auch mit im Portugal Trainingslager.

9:58 Uhr  15 km sind vorbei wir laufen gerade am Jungfernstieg. Es werden immer mehr Zuschauer die uns anfeuern. Ich bin 1:25 Min. schneller als geplant. Ich bin gut drauf und könnte noch erheblich schneller laufen (aber immer ruhig bleiben)

10:18 Uhr  Die 20 Km Marke ist passiert Keine besonderen Vorkommnisse. Bei km 20 lief man wieder leicht hoch. (Von Berg kann man aber nicht sprechen.)

10:22 Uhr  Die erste Hälfte ist nun herum. Es läuft gut. Die zweite Hälfte kann in Angriff genommen werden. Gerade habe ich eine Getränke Station verpasst, aber gut das es hier so viele Stationen gibt.

10:42 Uhr  Bei km 24-26 geht es nun wieder leicht hoch, hier muss man die Ruhe bewahren und locker hoch laufen. Einige Bergspezialisten laufen an mir vorbei. (Aber die hole ich alle im laufe des Rennen´s wieder ein) Ich befinde mich voll im Zeitplan. Wieder stehen hier viele Zuschauer, eine Frau ruft meinen Namen. Das finde ich toll, denn Sie kennt mich ja eigentlich gar nicht. Überall stehen Musikgruppen, Tanzgruppen oder einzelne Personen mit Musikintrumenten. Der absolute Wahnsinn hier mitlaufen zu dürfen.

10:58 Uhr  Km 30 Ab hier fängt der Marathon an. Gerade hatte ich den Gedanken, dass ich ja locker unter 3 Stunden laufe. Ich erinnere mich daran, wie ich mich bei den vorherigen Marathonläufen schon hier gequält habe. Ich fühle mich super drauf und ich bin  im Zeitplan (1:51 Min schneller als geplant). Komisch dieselbe Frau wie vorhin ruft  wieder meinen Namen (Sie scheint mich zu verfolgen.)

11:19 Uhr  km 35 km. Auch ich merke jetzt die vielen Kilometer in meinen Knochen, aber die vielen Zuschauer motivieren mich. Erstaunlich ist, dass mich keine Läufer überholen. Jeder auch ich haben zu diesen Zeitpunkt mit kleinen Einbrüchen zu kämpfen. Kerstin Brüninng läuft an mir vorbei. Super denke ich, wenn Sie sich da man nicht übernimmt. Bei Kilometer 35 oder 36 steht Peter und feuert uns an. Er macht uns mit seiner tollen Art noch mal richtig Dampf. Kilometer 37 ist der entscheidene Kilometer für mich. Plötzlich ist mir schlecht (mein übliches Magenproblem). Leider muss ich mir einen Baum suchen. Diese ungewollte Pause dauert genau 2-3 Minuten, ich versuche ruhig ein und auszuatmen, dann laufe ich wieder los. Seltsamerweise läuft es wieder ganz gut. Ich denke daran, dass ich früher bis zu  20 Minuten Gehpausen hatte.

11:41 Uhr  km 40 km Immer mehr Zuschauer säumen die Strecke, teilweise läuft man durch ein Spalier von Zuschauern (eine tolle Atmosphäre). Bei mir läuft es wieder ganz gut, obwohl man ja hofft, daß es bald zu Ende ist. Jetzt denke ich nur noch an meine Bestzeit (Wird es noch unter 2:50 ?) Ich hole noch mal alles aus mir raus.

Kilometer 41  Wahnsinn was hier los ist. Ich kann noch immer Läufer überholen. Wieder kommt mir der Gedanke, das ich früher teilweise 7 Minuten pro Km für die letzten Kilometer benötigt habe. Dieses Jahr schaffe ich sogar den 4 Minuten Schnitt. Langsam geht es wieder hoch. Nicht zu unterschätzen wenn man eigentlich gar keine Kraft mehr hat.

Kilometer 42  Kommt das Ziel gar nicht. Mich überholt eine Frau. Super Frau denke ich und bleibe dran. Endspurt. Die allerletzte Kraft noch mal ein paar Läufer überholen. Vielleicht klappt es ja noch unter 2:50.

Das Ziel Es liegt vor mir. Die Lautsprecheranlage tönt. Es wird eine 2:50 und irgendwas. Ich bin zufrieden und glücklich im Ziel zu sein. Um 9 Minuten konnte ich meine alte Bestzeit verbessern. Eine nette Frau gibt mir die Medaille und freut sich mit mir. Die erste Wasserwanne ist meine. Langsam gehe ich zu den Getränkestränden. Der Gedanke warum ich eigentlich Marathon laufe, geht mir durch den Kopf. War es der letzte. Endlich was zu trinken. Bloß langsam trinken. Schweren Schrittes gehe ich meinen Kleiderbeutel holen, endlich Duschen. Ich freue mich auf das warme Wasser der Dusche. Es fällt mir auf, daß es noch ziemlich leer ist (Ein Vorteil wenn man im vorderen Feld ins Ziel läuft).

Lange stehe ich unter der Dusche, darauf habe ich 3 Stunden gewartet. Langsam kommen die Kräfte wieder. Karsten Müller kommt mir entgegen. Er sagt das er zufrieden ist  Er ist schlappe 2:32 gelaufen. (Er wollte unter 2:30). Bei den Getränkeständen kommt mir Peter entgegen, erst ist zufrieden mit meiner Zeit (Darauf könne man ja aufbauen sagt er). Wir treffen Eduard Schlenker. Er hatte einen harten Kampf mit Günther Milke. Eddi lief 2:35 (Er wollte 2:38) und wurde erst ganz zum Schluss von Günther Mielke überholt. (beide laufen in der Klasse M55) Kerstin Brüning hat ihr Rennen tatsächlich in 2:48 beendet. (Super Kerstin) Abschließend setzte ich mich erst mal eine  Stunde in die Sonne und lutschte an einem Eis.

Alle die ich kenne und getroffen habe, waren zufrieden mit ihrem Lauf.

Das tolle Erlebnis der Hamburg-Marathon!

Tschüs

Rolf